BannerbildBannerbildBannerbild
  • Link zur Seite versenden
  • Ansicht zum Drucken öffnen
 

Therapeutische/ beraterische Trauerbegleitung

See

Meistens belehrt erst der Verlust uns über den Wert der Dinge.
(Arthur Schopenhauer)

 

Etwa 75% der Trauernden bewältigen ihren Kummer in mehreren Monaten ohne professionelle Therapie. Rainer Richter, ehem. Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, sagte einmal, dass intensive Trauer oft formal die Kriterien einer Depression erfüllt, die meisten Betroffenen jedoch keine Behandlung benötigen. So kann der Schmerz der Trauer auch über ein Jahr dauern und sollte nicht unbedingt als behandlungsbedürftig gelten.


Gefördert wird der Heilungsprozess im Allgemeinen durch das Zulassen und Reflektieren belastender Gefühle und Gedanken. Moderne Ansichten bevorzugen das "Einbauen" des Verlustes in die persönliche Welt, anstatt die Trauer "auflösen" zu müssen. Dabei sollte den Trauernden selbst überlassen bleiben, wie stark die Beziehung zur verlorenen Person aufrechterhalten wird. Das Integrieren des Verlustes in das eigene biographische Gedächtnis ist entscheidend, nicht das bloße Weinen. Nach Tony Walter und Dennis Klass lohnt es sich, eine Art dauerhafte Biographie aufzubauen, die die Lebenden befähigt, die Verstorbenen in ihr weiteres Leben zu integrieren. Oder wie Monika Müller und Matthias Schnegg es formulieren: ein Prozess des „Verinnerns“ des Verlorenen.


Bei komplizierteren Trauerverläufen sind therapeutische Gespräche sinnvoll. „Anhaltende Trauer“ scheint bis zu 10% der Hinterbliebenen zu betreffen und steht für eine tiefgreifende Trauerreaktion nach dem Tod eines nahestehenden Menschen. Sollten Sie im Zusammenhang mit der Sehnsucht nach dem Verstorbenen eine anhaltende Beschäftigung mit ihr/ ihm feststellen, vielleicht verbunden mit intensivem emotionalen Schmerz (Traurigkeit, Wut, Schuldgefühle) oder Schwierigkeiten, den Tod zu akzeptieren, kann an eine länger andauernde Trauerreaktion gedacht werden. Hinzu kommt nicht selten das Gefühl, einen Teil von sich selbst verloren zu haben wie auch eine Unfähigkeit, positive Stimmung zu erleben und Schwierigkeiten, sich an Aktivitäten zu beteiligen.


Kompliziertere Trauerreaktionen, die aus Sicht der Kultur oder dem Glauben einer Person innerhalb eines Zeitraums der Trauer liegen, der als normal angesehen wird, werden i.d.R. nicht diagnostiziert. Anders jedoch, wenn sie über einen Zeitraum von sechs Monaten hinaus anhalten und die erwarteten Normen des Miteinanders übersteigen. So bemerken Betroffene dann vielfach eine erhebliche Beeinträchtigung z.B. im persönlichen, familiären oder beruflichen Bereich.

 

Eis

„Trauern ist eine gesunde, lebensnotwendige und kreative Reaktion auf Verlust und Trennungsereignisse.

Jorgos Canacakis 

 

Solch eine stärkere „Belastungsstörung nach Verlust“ (ein Begriff, den der Deutsche Hospiz- und Palliativ-Verband e.V. vorgeschlagen hat) verlangt nach einer gewissen Trauerarbeit im Sinne einer Entwicklung, und zwar „zwischen Realisierung und Beziehung“ (nach Roland Kachler), verbunden mit einer Stabilisierung und dem Wiederentdecken von Fähigkeiten und Möglichkeiten (Ressourcen).


Hilfreiche Inhalte sind hier z.B. das gemeinsame Finden von äußeren sicheren, haltenden Orten in der akuten Trauer (des Halts, des Rückzugs, des Abreagierens oder der Nähe zum Verstorbenen). Auch geht es oft um das Finden von inneren sicheren haltenden Orten für die/den Trauernden (z.B. durch Meditation oder Imagination), die als Rückzugsstätten für die Seele dienen. Nützlich sind zudem Rituale, die Halt geben und es ermöglichen, die Trauer aktiv zu gestalten (sei es das Teilnehmen an Gedenkfeiern, das Schreiben von Briefen an die/den Verstorbenen oder das Pflegen eines Gedenkorts).

Baumkronen

Es heißt, jede Erzählung sei eine Generalprobe für den Tod,
denn jede Erzählung muss an ein Ende gelangen. Gleichzeitig
bringt das Erzählen dadurch, dass es sich dem Verschwinden
widmet, die verschwundenen Dinge zurück.

 (Arno Geiger)

 

Daneben wird in der Trauerforschung von einer „Inneren Beziehungsarbeit“ gesprochen, mit deren Hilfe die Beziehung zur/zum Verstorbenen auf einer neuen Ebene fortgeführt wird (innere Dialoge, das Führen eines Tagebuchs oder das symbolische Erleben der/des Verstorbenen als innere*n Begleiter*in oder innere Kraft und Energie).


Nicht zuletzt können auch Ihr Glaube, eine gewisse Spiritualität und religiöse Gefühle eine bedeutende Hilfe im Trauerprozess bieten. So geben sie den Trauernden oft Trost und können von Nutzen sein, um eine tiefere Bedeutung des Verlustes zu erkennen. Die Würde eines Menschen bleibt erhalten, auch über sein Sterben hinaus.
Und doch ist die Trauer oft schmerzlich und erfordert Zeit und Geduld. Indessen kann das Durchleben und Akzeptieren letztlich Heilung und inneren Frieden bringen.

 

Verluste können auch ganz andere Bereiche betreffen. So kann es sein, dass Menschen sich von Teilen ihrer Gesundheit verabschieden müssen, vielleicht von der Leistungsfähigkeit eines ihrer Sinne oder gar von einem Körperteil. Bei Demenzerkrankten ist es häufig der Abschied von geistigen oder sprachlichen Funktionen. Auch das Loslassen beruflicher Ideale kann Schmerz bedeuten. Auf der anderen Seite erleben Menschen zeitweilig hohe berufliche Belastungen, die einen teilweisen Verzicht auf Privatleben mit sich bringen. Bis hin zu der Trauer über eigene ungelebte Anteile und Möglichkeiten. Beim Auseinandersetzen mit derlei Herausforderungen hilft oft der Beistand durch Andere, und in manchen Situationen im Leben dürfen wir uns auch beraterische oder therapeutische Begleitung gönnen.

Baum

Lang saßen sie dort und hatten es schwer, doch sie hatten es gemeinsam schwer, und das war ein Trost. Leicht war es trotzdem nicht.

(Astrid Lindgren)

 

Mögliche systemisch orientierte Methoden meiner Unterstützung für Sie können neben dem Gespräch unter Anderem das Arbeiten mit dem Genogramm sein, mit dem Familien- bzw. Systembrett oder etwa mit einer Timeline oder dem Lebensflussansatz.